Im Zug sitzen.
Die Landschaft schwebt an einem vorbei.
Da sind Wiesen, Felder, Bäche und Berge.
Doch den Schnee suche ich am 4. Advent in Süd- und Mitteldeutschland vergebens.
Irgendwie kann das doch alles nicht sein.
Mein Leben, das Leben, spielt verrückt.
In vielerlei Hinsicht.
Draußen ist es über 10 Grad plus. Morgen ist Heiligabend.
Ich fahr von einem schönen Wochenende bei einer Freundin, die ich übers Internet kennengelernt hab, nach Hause.
Ich weiß, jeder warnt einen vor solchen Bekanntschaften, doch sie war wirklich ein Glücksgriff!
Doch dann bleibt der Zug stehen:
"Die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit."
Na toll. So hab ich mir mein 4. Adventswochenende nicht vorgestellt.
Es kommen Krankenwagen, Polizei und Feuerwehr.
Für eine Person findet Weihnachten dieses Jahr wohl nicht mehr statt. Nie mehr.
Es hat sich jemand von den Zug geworfen.
Der Zugführer tut mir Leid. Für ihn wird es dieses Jahr auch gewiss kein schönes Weihnachten mehr werden.
Und ich sitz allein im Zug und hab Zeit.
Zeit zum Nachdenken.
Und zum Entschlüsse fassen.
Mein Freund ist depressiv.
Wir waren bereits vor 2 Jahren zusammen. Damals klappte es aber einfach nicht, weil mich die Situation zu sehr belasstete. Und heute?
Heute sind wir wieder zusammen. Aber ich merke, wie es an mir nagt. Der Zahn der Zeit.
Und ich merke, dass ich einen Neuanfang brauche.
Neuanfang.
Mit einem Menschen, der mir seit einer kurzen Zeit viel bedeutet.
Bei dem alles so einfach und geplant wirkt, und trotzdem spontan.
Ich weiß, der Schein trügt bestimmt, aber das rede ich mir ein.
Und ich werde mich mit ihm treffen. Gleich morgen.
Morgen ist Heiligabend.
Vielleicht geschieht ja wieder ein Wunder.